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Wir über uns
Laut Angaben der jeweiligen Botschaften leben zur Zeit ungefähr 4000 Deutsche, 1250 Schweizer sowie 320 Österreicher hier im multikulturellen Stadtstaat an der Südspitze der Malaiischen Halbinsel. Die Deutschen stellen somit hinter den Japanern, Amerikanern, Briten und Australiern die fünftgrößte Expatriate-Gruppierung innerhalb Singapurs dar, also von Menschen, die in der Regel aus beruflichen Gründen eine Zeit lang im Ausland leben. Entsprechend gut ausgebaut ist die deutschsprachige Infrastruktur: Es gibt eine Deutsche Schule und eine Schweizer Schule mit jeweils angeschlossenen Kindergärten, einen Deutschen und einen Schweizer Klub sowie einen Schweizer Metzger und zwei deutsche Läden, die (fast) alles führen, was das Herz resp. der Magen des an Entzugserscheinungen leidenden Mitteleuropäers begehrt. Doch auch für das geistliche Wohl ist gesorgt: In Singapur gibt es nämlich gleich zwei deutschsprachige Kirchengemeinden, eine katholische und eine evangelische, die aus einer Weihnachten 1972 entstandenen überkonfessionellen Deutschsprachigen Christlichen Gemeinde hervorgegangen und einander in ökumenischer Freundschaft eng verbunden sind.
Haben solche Kirchengemeinden denn überhaupt Zulauf, fern der Heimat, mag sich manche(r) da fragen? Und ob! Viele Expatriates leiden nämlich im Grunde unter ihrem fortwährenden Nomadenleben, welches sie dazu verurteilt, ständig Abschied von liebgewonnenen Menschen zu nehmen und immer wieder neu Freundschaften schließen zu müssen. Überdies müssen sie sich in regelmäßigen Abständen auf neue Klimate und Kulturen einstellen und fühlen sich infolgedessen häufig entwurzelt und heimatlos, bleiben sie doch gewöhnlich kaum länger als drei bis fünf Jahre an einem Ort. In Auslandsgemeinden finden Christinnen und Christen dann oft so etwas wie eine sprirituelle Heimat, einen Ort, an dem sie ihren Anker auswerfen und ihren Glauben neu entdecken lernen können, und zwar durch Gottesdienste und Aktivitäten in ihrer jeweiligen Muttersprache. Aus diesem Grunde sind in allen Metropolen der Welt nach und nach fremdsprachliche Gemeinden entstanden. Singapur ist da keine Ausnahme. Unsere nunmehr seit 10 Jahren eigenständig existierende Deutschsprachige Katholische Gemeinde ist eine von 166 ähnlichen Gemeinden weltweit, die vom Auslandssekretariat der Deutschen Bischofskonferenz ins Leben gerufen wurden, und möchte all denjenigen ein Haus mit offenen Türen sein, die ihr Leben und ihre Werte auf Jesus Christus gründen wollen und sich dem katholischen Glauben zugehörig fühlen. Überdies finden Neuzugezogene ein soziales Netzwerk vor, das ihnen hilft, sich in der oft selbst nicht einmal zur zweiten Heimat werdenden neuen Umgebung einzuleben. Gottes Zusage, uns nahe zu sein, wo immer auf dieser Welt wir auch sein mögen, ist für viele eine der wenigen Konstanten in einem Leben, das von ständigem Wechsel geprägt ist. Wie tröstlich muten da die poetischen Worte an, mit denen der Psalmist Gottes Allgegenwart besingt: "Nehme ich die Flügel des Morgenrots / und lasse mich nieder am äußersten Meer, / auch dort wird deine Hand mich ergreifen / und deine Rechte mich fassen." (Ps 139, 9-10).
Wer, halbleere europäische Gotteshäuser gewohnt, das erste Mal in unsere von sattem Grün umgebene, nach allen Seiten offene, zikadenumzirpte Maris Stella-Kapelle zu einem Gottesdienst kommt, glaubt seinen Augen kaum zu trauen: gefüllte Kirchenbänke, vornehmlich bevölkert von jungen Familien! Die in heimatlichen Gefilden stark überrepräsentierte 'Kukident-Fraktion' sucht man vergebens, (noch) zahnlose Persönchen sind dagegen überdurchschnittlich stark vertreten. Davon können die meisten Pfarrer in der alten Heimat nur träumen... Deren beneidenswerter Kollege, der Singapur seit Mitte September 2004 sein Zuhause nennen darf, heißt übrigens Hans-Joachim Fogl. Ihm zur Seite steht ein momentan fünfköpfiger Pfarrgemeinderat.
Unser Gemeindeleben unterscheidet sich grundsätzlich nicht von dem katholischer Kirchengemeinden im deutschsprachigen Raum, sieht man einmal vom Schnurren der Ventilatoren während unserer in der Regel wöchentlichen Sonntagsgottesdienste ab. Unser Angebot an Aktivitäten umfasst unter anderem Erstkommunion- und Firmvorbereitung, eine Ministrantengruppe, pastorale Seelsorge für Einzelne, Paare und Familien sowie sogenannte 'Offene Abende', die unterschiedlichste Formen annehmen können: So reichte das Spektrum in den letzten Monaten von theologischen Diskussionsabenden über Begegnungen mit deutschen und indischen Bischöfen bis hin zu einem Diavortrag über die Arbeit eines in Singapur wirkenden deutschen Seemannspfarrers, der bei einer hiesigen lutherischen Gemeinde angestellt ist. Wir kooperieren außerdem eng mit der Deutschsprachigen Evangelischen Gemeinde Singapur; so bieten wir beispielsweise ökumenische Kinderbibelstunden und ein Frauenfrühstück an und organisieren jedes Jahr im März einen Kinder- und Jugendbibeltag. Darüber hinaus feiern die beiden Gemeinden Festtage wie Weihnachten, Ostern oder Erntedank sowie Schuljahresbeginn- und -abschlussgottesdienste gemeinsam, haben einen ökumenischen Kirchenchor auf die Beine gestellt und geben zusammen den monatlich erscheinenden ‘Gemeindebrief’ für die südostasiatischen Auslandsgemeinden in Singapur, Kuala Lumpur und Manila heraus, der von Interessierten kostenlos bezogen werden kann.
Das Hauptproblem vieler Auslandsgemeinden - so auch der unsrigen - stellt die hohe Fluktuationsrate der meist von Firmen entsandten Gemeindemitglieder aufgrund von Wegzug dar. Daher sind wir in besonderem Maße darauf angewiesen, dass sich möglichst viele unserer Mitglieder mit all ihren unterschiedlichen Gaben und Begabungen aktiv ins Gemeindeleben einbringen, damit eine Gemeinschaft entsteht, in der lebendiger Glaube erfahrbar wird.
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